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Führung und Angst I

Angst ist der Schwindel der Freiheit. (Sören KIERKEGAARD)

Wenn es stimmt, dass Führung genau dort ihren Zweck erfüllt, wo sie Entscheidungen trifft, die anders nicht in nützlicher Frist getroffen werden können, die also eben gerade nicht „wasserdicht“ zu rechtfertigen sind, wer sollte da keine Angst haben, wenn er oder sie Führungsperson ist? Leben wir nicht immer noch in Zeiten, wo Fehler und Niederlagen von vielen tabuisiert, Schwächen für verächtlich gehalten werden? Doch sie, die ungerne ausgesprochen wird, kann ein doppeltes Zeichen sein.

 

Nicht nur (1) Achtung, es steht etwas auf dem Spiel, sondern (2) etwas könnte auch ganz anders sein, es gibt nicht nur diese eine – bisher gewohnte – Möglichkeit. Beginnen wir heute mit der ersten, der üblichen Perspektive: Was also steht auf dem Spiel, wenn Sie Entscheidungen treffen, die definitionsgemäß auch ganz anders getroffen werden könnten? Ihr Ruf als gute oder gar brillante Führungsperson? Ihr Selbstwertempfinden und das Bild, das Sie bislang von sich haben? Die Sorge um Ihren gesellschaftlichen Status und den Umgang mit eventuellen finanziellen Engpässen? Ihr urmenschliches Unwohlsein angesichts von schwer einschätzbaren Veränderungen, die Sie selbst betreffen – existenziell?

Wie einfach wäre es, wenn Sie sich darum keine Sorgen machen müssten. Weil beispielsweise niemand von Ihnen Fehlerlosigkeit erwarten würde (Sie selbst auch nicht). Weil Sie als Führungsperson solche Entscheidungen gar nicht alleine treffen müssten. Weil Sie sich selbst mögen würden, sich wertgeschätzt fühlten, unabhängig von der momentanen Erfolgssituation. Weil es diese Vorstellung von dem um jeden Preis zu vermeidenden sozialen Abstieg für Sie nicht gäbe. Weil Ihre Lebensbedürfnisse auch längerfristig auf irgendeine sinnvolle Weise gewährleistet wären. Weil Sie aus – Überzeugung oder Erfahrung – unkalkulierbaren Veränderungen Ihrer Lebensumstände grundsätzlich vertrauensvoll entgegenblicken würden.

Natürlich, auf den ersten und zweiten Blick würden viele vielleicht sagen, das sei unrealistisch. Stimmt wohl, üblich ist es nicht. Doch was bedeutet das für Sie konkret? Wie gehen Sie mit den eben skizzierten Sorgen und existenziellem Unwohlsein um? Machen Sie es auf die übliche Weise: Beschwindeln Sie sich und andere etwa diesbezüglich? Soll das so bleiben? Ehrlich?

Wohin wird Sie das langfristig führen? Welche Schäden werden Sie – und Ihre Organisation – dadurch möglicherweise erleiden? Was sind die persönlichen, familiären, betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Folgekosten (mit und ohne Anführungszeichen) der Nichtbeachtung von A. – als Führungsperson und als Mensch? Und wie könnte eine Alternative für Sie aussehen?

Wollen Sie das?

 

Vielleicht sollten wir das noch vertiefen.